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Flugverspätung und Recht auf Entschädigung

    Die Folgen verspäteter oder gar ausgefallener Flügen sind nicht nur ärgerlich, sie kosten in der Regel auch Geld. Doch Reisende müssen den Schaden in den meisten Fällen nicht aus eigener Tasche bezahlen. Wann Ihnen eine Entschädigung zusteht und wie Sie Ihr Anrecht auf Schadensersatz durchsetzen können, erfahren Sie auf dieser Seite.


    Flugverspätung: Allgemeine Hinweise

    • Im Falle von Nichtbeförderung, Annullierung oder Verspätung steht ggf. eine Entschädigung zu
    • Bei deutlicher Verspätung muss die Airline für Verpflegung und ggf. Übernachtungsmöglichkeiten sorgen
    • Bei Annullierung oder Nichtbeförderung stehen im Regelfall Entschädigungszahlungen zu
    • Im Falle außergewöhnlicher Umstände besteht meist kein Anspruch auf Schadenersatz
    • Fluggastrechte-Partner helfen bei der Durchsetzung Ihrer Ansprüche auf Entschädigung


    Häufige Fragen zur Flugverspätung


    Wann steht mir eine Entschädigung zu?

    Mit dem Kauf eines Flugtickets gehen Sie mit der Fluggesellschaft einen Beförderungsvertrag ein, der unter anderem eine pünktliche Beförderung zum vereinbarten Ziel beinhaltet. Kann die Airline dies nicht gewährleisten, steht Kundinnen und Kunden gegebenenfalls eine Entschädigung zu. Dies gilt bei:

    • Nichtbeförderung (z. B. durch Überbuchung des Flugs)
    • Annullierung (Absage des geplanten Flugs)
    • Verspätung

    Was muss die Airline bei Verspätung zahlen?

    Bei Flugausfällen, Annullierungen oder größeren Verspätungen hat die Fluggesellschaft gewisse Verpflichtungen gegenüber betroffenen Passagierinnen und Passagieren.
     

    Betreuung der Fluggäste

    Verspätet sich der Start eines Flugs deutlich, muss die Airline die betroffenen Passagierinnen und Passagiere betreuen. Darunter zählt der Gesetzgeber folgende Versorgung:

    • kostenlose Mahlzeiten und Erfrischungen im angemessenen Verhältnis zur Wartezeit 
    • unentgeltlicher Zugang zu Kommunikationsmöglichkeiten (mindestens zwei Anrufe, Faxe oder E-Mails)


    Hinweis
    Häufig erhalten Gestrandete Gutscheine oder Voucher oder müssen in Vorleistung gehen und diese später bei der Fluggesellschaft einreichen. Achten Sie hierbei darauf, dass Ihre Ausgaben im Rahmen bleiben (Schadensminderungspflicht).

    Die Pflicht zur Versorgung gilt laut Verbraucherzentrale generell bei Annullierungen und Nichtbeförderung, sowie bei Verspätungen von:


    Start verzögert umEntfernung des Ziels (inkl. Anschlussflüge)
    2 Stundenbis 1.500 km
    3 Stundeninnerhalb der EU über 1.500 km und sonst zwischen 1.500 km und 3.500 km
    4 Stundenab 3.500 km

    Kann ein Ersatzflug erst am Folgetag stattfinden, muss die Fluggesellschaft zudem kostenlos ein Hotelzimmer inklusive Transfer organisieren.


    Achtung
    Fragen Sie auf jeden Fall bei der Airline nach einem Hotel. Buchen Sie eigenmächtig ein Zimmer und die Fluggesellschaft hat ggf. bereits ein anderes organisiert, können Sie auf den Kosten sitzen bleiben. Sollen Sie sich selbst um ein Hotel kümmern, lassen Sie sich dies von der Fluggesellschaft schriftlich geben.

    Zahlung einer Entschädigung bei Annullierung oder Nichtbeförderung

    Wird ein gebuchter Flug von der Airline annulliert oder wird Gästen die Beförderung verweigert (etwa bei Überbuchung), ist die Fluggesellschaft verpflichtet, Betroffene zu betreuen, eine Ersatzbeförderung anzubieten oder den Flugpreis zu erstatten. Zudem muss sie Passagierinnen und Passagieren unter Umständen eine Entschädigung zahlen. Ab wann die Fluggesellschaft zur Zahlung verpflichtet ist und wie hoch diese ausfällt, wird in der EU-Verordnung 261/2004 geregelt.

    Fällt ein Flug aus oder verspätet sich dieser stark, haben Passagierinnen und Passagiere ein Anrecht auf Betreuung und eine Ausgleichszahlung. Ab wann ein Flug als verspätet gilt, hängt von der Distanz ab und wird in der EU-Verordnung 261/2004 geregelt. Ab einer Verspätung von mindestens drei Stunden steht Ihnen zudem eine Ausgleichzahlung zu.


    FlugdistanzMit Alternativflug verspätet am ZielHöhe der Ausgleichszahlung pro Fluggast
    bis 1.500 kmab 2 Stunden250 Euro
    1.500 km bis 3.500 kmab 3 Stunden400 Euro
    ab 3.500 kmab 4 Stunden600 Euro


    Kann die Airline Passagierinnen und Passagieren einen Alternativflug anbieten, darf sie die Ausgleichszahlung um die Hälfte reduzieren, wenn:

    • Gäste auf Flügen bis 1.500 km nicht mehr als 2 Stunden später ihr Ziel erreichen.
    • Passagiere auf Flügen innerhalb der EU mit mehr als 1.500 km nicht mehr als 3 Stunden später ihr Ziel erreichen.
    • Passagiere auf Flügen mit mehr als 3.500 km nicht mehr als 4 Stunden später ihr Ziel erreichen.

    Zahlung einer Entschädigung bei Verspätung

    Der EU-Gerichtshof hat in einem Urteil vom 19. November 2009 (AZ C-402/07) klargestellt, dass dieses Recht auch auf verspätete Flüge anwendbar ist. Hier gibt es jedoch generell erst ab einer Verzögerung von drei Stunden eine Ausgleichszahlung. Danach ist die gleiche Staffelung anwendbar wie in der Tabelle bei Annullierung oder Nichtbeförderung.

    Entschädigung bei Flugverspätung an Bedingung geknüpft

    Am 25. Januar 2024 hat der Europäische Gerichtshof die Entschädigung um eine Bedingung erweitert. Demnach haben Fluggäste, die nicht zur Abfertigung eines verspäteten Fluges erscheinen, kein Recht auf eine pauschale Ausgleichszahlung nach der EU-Fluggastrechteverordnung. Auch Fluggäste, die selbstständig einen anderen Flug buchen, weil der ursprüngliche Flug verspätet ist, haben keinen Anspruch auf eine Ausgleichszahlung. Wer einen verspäteten Flug gebucht hat, muss also einchecken, um eine Kompensation zu erhalten.

    Wann gibt es keinen Schadenersatz?

    Neben den bereits genannten Fällen, in denen die EU-Verordnung nicht greift, gibt es noch einige wenige Umstände, bei denen Airlines von einer Entschädigung befreit sind. Das Recht auf schnellstmögliche Umbuchung oder Stornierung bleibt davon jedoch unberührt. Gültige Gründe sind:

    • Annullierung oder Flugzeitänderung wurde mindestens 14 Tage vor Abflug angekündigt
    • Annullierung wurde mindestens sieben Tage vor Abflug angekündigt und die Airline bietet eine Alternative an (Bedingungen: Start maximal zwei Stunden früher als geplant, Ankunft am Ziel maximal vier Stunden später, kein Flughafenwechsel)
    • Annullierung oder Flugzeitänderung wurde weniger als sieben Tage vor Abflug angekündigt und die Airline bietet eine Alternative an (Bedingungen: Start maximal eine Stunde früher als geplant, Ankunft am Ziel höchstens zwei Stunden später, kein Flughafenwechsel)
    • Außergewöhnliche Umstände verhindern die Durchführung des Fluges
    • Fluggäste sind nicht zur Abfertigung des verspäteten Fluges erschienen oder haben selbstständig einen Ersatzflug gebucht
    • grobes Fehlverhalten von Fluggästen (bspw. zu spät am Check-in, Tickets oder Reisedokumente vergessen, stark alkoholisiert)
    • Fluggast hat eine ansteckende Krankheit bzw. gefährdet anderweitig die Sicherheit des Fluges oder Anderer

    Was sind außergewöhnliche Umstände bei Flugverspätung oder Annullierung?

    Wie der Name bereits sagt, müssen die Umstände, die zur Flugannullierung oder Verspätung führen, außergewöhnlich und nicht alltäglich sein. Schlechtes Wetter zählt in einigen Fällen nicht dazu. Wichtig ist, dass die Fluggesellschaft nicht pauschal behaupten darf, es habe ein außergewöhnlicher Umstand vorgelegen, sondern diesen stets belegen muss.


    Außergewöhnliche Umstände sind z. B.
    • Generalstreik1
    • unangekündigter bzw. kurzfristiger Pilotenstreik2
    • Streik Dritter (Fluglotsinnen/-lotsen, Sicherheitsperonal3, Vorfeldaufsicht4)
    • Schließung des Luftraums5
    • (Unerwartete) Sperrung eines Flughafens6
    • Turbinenschaden nach Vogelschlag7
    • Radarausfall Luftraumüberwachung8
    • Verspätung wegen verzögerter Landeerlaubnis9
    • Medizinischer Notfall (von Fluggästen) an Bord10
    • Höhere Gewalt (Terroranschlag, Kriegsausbruch, Naturkatastrophen)11

    1 (BGH, Urteil vom 12. Juni 2014 / X ZR 121/13), 2 (BGH, Urt. v. 21.08.2012, Az.: X ZR 138/11), 3 (AG Hamburg, Urt. v. 09.05.2014, Az.: 36a C 462/13),4 (AG Rüsselsheim, Urt. v. 27.11.2013, Az.: 3 C 305/13 (31), 5 (AG Rüsselsheim, Urt. v. 11.01.2011, Az.: 3 C 1698/10), 6 (LG Korneuburg, Urt. v. 15.03.2012, Az.: 21 R 332/11), 7 (BGH, Urt. v. 24.9.2013, Az.: X ZR 129/12), 8 (BGH, Urt. v. 12.03.2014 Az.: X ZR 104/13), 9 (BGH, Urt. v. 13.11.2013, Az.: X ZR 115/12), 10 (AG Frankfurt a.M. Urt. v. 01.03. 2011, Az.: 31 C 2177/10; RRa 2011,144), 11 (EuGH, Urteil vom 31.01.2013, Az.: C-12/11)


    Keine außergewöhnlichen Gründe sind z. B.
    • vorhersehbarer/angekündigter Streik des eigenen Personals1
    • Technischer Defekt des Flugzeugs (nur wenige Ausnahmen2)
    • Beschädigungen des Jets beim Ablauf am Flughafen3
    • Mangel an Enteisungsmittel4
    • Erkrankung von Airline-Personal (Pilotin/Pilot, Flugbegleitung)5
    • Flugannullierung wegen streikbedingter Umorganisation6
    • Ankunftsverspätung bei Anschlussflügen7

    1 (AG Frankfurt a.M., Urt. v. 25.01.2013, Az.: 32 C 2371/12 (72), 2 (etwa bei einem Serienmäßigen Fehler eines Bauteils), 3 (EuGH, Urt. v. 14.11.2014, Az.: 394/14), 4(OLG Brandenburg, Urt. v. 19.11.2013, Az.: 2 U 3/13), 5 (AG Königs Wusterhausen, Urt. v. 01.06.2012, Az.: 9 C 138/12), 6 (EuGH, Urt. v. 04.10.2012, Az.: C-22/11), 7 (EuGH, Urt.v. 26. 2. 2013, Az.: C-11/118)


    Juristisch umstrittene Fälle sind z. B.
    • Landeverbot wegen Nachtflugverbots1
    • Extremes Wetter (Nebel, Sandsturm, Blitzeis, Gewitter)2
    • (Fehl-)Verhalten Anderer(randalieren, Notrutsche auslösen)3

    1 (vgl. AG Frankfurt a.M. 02.08.2012, Az.: 29 C 1297/12-46 oder AG München, Urt. v. 10.01.2014, Az.: 212 C 11471/13), 2 Tendenz geht eher zum außergewöhnlichen Umstand (vgl. AG Erding, Urt. v. 01.12.2011, Az.: 5 C 941/11 oder AG Hamburg, Urt. v. 28.02.2006, Az.: 188 C 329/05), 3 (vgl.AG Frankfurt a.M., Urt. v. 8.6.2016, Az.: 31 C 397/16-17 oder AG Rüsselsheim, Urt. v. 20.07.2010, A.:z 3 C 1316/12 (32))  


    Welche Rechte gelten bei Annullierung?

    Kann ein Flug überhaupt nicht durchgeführt werden, haben Reisende grundsätzlich die Wahl aus folgenden drei Möglichkeiten:

    • Vollständige Erstattung des Ticketpreises:

      Bei einer Streichung des Fluges steht Fluggästen rein rechtlich die vollständige Erstattung des Ticketpreises zu. Wird bereits während der Reise ein Teilflug annulliert, können Passagierinnen und Passagiere sich die Kosten für nicht zurückgelegte Reiseabschnitte erstatten lassen. Wurde durch den Wegfall der Teilstrecke der Reisezweck verfehlt, können auch die Kosten für bereits zurückgelegte Strecken sowie etwaige Kosten für eine Rückbeförderung bei der Fluggesellschaft geltend gemacht werden. Dieser automatisierte Prozess geht im Normalfall recht schnell. In Ausnahmefällen, beispielsweise während der Corona-Pandemie, dauert die Erstattung länger als gewöhnlich. Hintergrund ist, dass Reisevermittler wie CHECK24 die Erstattung automatisiert über ein Buchungssystem bei der Fluggesellschaft anfragen. Diese Anfragen werden derzeit jedoch vom Großteil der Airlines blockiert und eine Einzelfallprüfung durchgeführt, daher verzögert sich die Bearbeitungszeit.

    • Anderweitige Beförderung zum Endziel zum nächstmöglichen Zeitpunkt:

      Kommt eine Stornierung nicht infrage, muss die Fluggesellschaft schnellstmöglich für eine alternative Beförderung zum Ziel sorgen, Passagierinnen und Passagiere betreuen und ggf. Ausgleichszahlungen leisten.

    • Anderweitige Beförderung zum Endziel unter vergleichbaren Reisebedingungen zu einem späteren Zeitpunkt, gemäß Wünschen des Fluggastes und vorbehaltlich verfügbarer Plätze:

      Kann die Fluggesellschaft keine eigenen Ersatzflüge anbieten, muss sie trotzdem den Transport der Fluggäste sorgen. Dies kann je nach Strecken mit Bus, Bahn, Mietwagen oder anderen Flügen passieren. Auch hier bleibt das Recht auf Entschädigung bestehen, wenn die Passagierin oder der Passagier erst verspätet das Ziel erreicht.

    Werden Reisende für einen Alternativ-Flug zu einem anderen Flughafen gebracht oder landen an einem anderen Flughafen als geplant, muss der Transfer zum ursprünglichen Flughafen oder alternativ zum Hotel oder nach Hause von der Fluggesellschaft organisiert und bezahlt werden. Bei der Berechnung der Verspätung gilt hier übrigens nicht der Zeitpunkt der Landung am Ausweichflughafen, sondern das Eintreffen am Zielort.


    Realität und Praxis
    Laut EU-Recht können Sie generell aus diesen Möglichkeiten wählen. Unser Kundenservice macht jedoch leider regelmäßig die Erfahrung, dass die Fluggesellschaften sich nicht an die Vorgaben halten.

    Vor allem bei Flügen, die weniger als 14 Tage vor dem Start annulliert werden, schließen Fluggesellschaften die vollständige Erstattung des Preises häufig aus. Stattdessen werden Alternativflüge (auch Umsteigeverbindungen) oft als vermeintlich einzige Alternative angeboten. Wollen Sie das Angebot annehmen, steht Ihnen auch hier ggf. eine Entschädigung zu.

    Welche Rechte habe ich bei einer Umbuchung?

    Die Fluggesellschaft muss für eine schnellstmögliche Ersatzbeförderung sorgen und kann Passagierinnen und Passagiere entsprechend auf einen anderen eigenen Flug umbuchen. Wird dabei eine höhere Beförderungsklasse gebucht (etwa, weil nur noch Sitze in der Economy-Premium-Klasse frei waren) darf die Airline keine Zusatzgebühren verlangen. Umgekehrt können Reisende aber nicht auf eine kostenfreie Beförderung in einer höheren Buchungsklasse bestehen!

    Wurde hingegen ursprünglich ein Ticket in einer höherwertigen Beförderungsklasse gebucht (z. B. Premium Economy oder Business Class), haben Kundinnen und Kunden auch beim Ersatzflug Anrecht auf eine identische Beförderung. Ist dies nicht möglich, steht Geschädigten gemäß Artikel 10 Abs. 2 der Verordnung (EG) 261/2004 Minderung des Flugpreises nach folgender Staffelung zu:

    • 30 % bei 1.500 km oder weniger
    • 50 % bei Flügen innerhalb der EU von mehr als 1.500 km sowie allen anderen Flügen zwischen 1.500 und 3.000 km
    • 75 % bei allen Flügen, die nicht unter die ersten beiden Punkte fallen

    Kann Ihnen die Fluggesellschaft keinen eigenen Alternativflug anbieten, können Sie auch auf eine anderweitige Beförderung bestehen, etwa mit der Bahn, einem Mietwagen oder sogar mit einer Fremdairline.

    Achtung: Vor allem Letzteres schließen Fluggesellschaften aus Erfahrung unseres Kundenservices fast immer kategorisch aus. Umgekehrt müssen Passagierinnen und Passagiere Alternativangebote mit Bahn oder einem Mietwagen nicht annehmen bzw. können diese an Bedingungen knüpfen, etwa an eine Platzreservierung in der Bahn (vgl. Urteil LG Köln vom 9. April 2013, AZ 11 S 241/12). Denn rechtlich steht ihnen die Beförderung zum Endziel unter vergleichbaren Bedingungen zu.


    Hinweis
    Diese Regelungen sind nur gültig, wenn die Airline den Flug von sich aus ändert. Umbuchungen auf eigenen Wunsch erfolgen in der Regel gemäß den Geschäftsbedingungen der Fluggesellschaft. Während teurere (sogenannte Flex-)Tarife dies häufig kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr erlauben, schließen die Schnäppchen-Tarife dies meist kategorisch aus.
     

    Welche Rechte gelten bei Stornierung?

    Muss die Kundin oder der Kunde von sich aus einen Flug stornieren, unterliegt dieser Vorgang den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der jeweiligen Airline. Bei vielen sogenannten "Flex" Tarifen ist dies häufig kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr erlaubt. Bei anderen, vor allem besonders günstigen Tarifen, schließen viele Fluggesellschaften eine Rückerstattung der Kosten bei Stornierung jedoch kategorisch aus. Dennoch haben Reisende auch bei selbst stornierten Flügen Rechte auf Rückerstattung. 

    • Steuern und Flughafengebühren:

      Wird ein Flug nicht angetreten, sind die Airlines verpflichtet, sämtliche Steuern und Flughafengebühren zu erstatten. Die Höhe all dieser Posten muss die Airline auf der Rechnung einzeln anzeigen.

    • Treibstoffzuschlag:

      Ähnliches gilt für die Kosten für den Treibstoff. Allerdings weigern sich viele Airlines hartnäckig, die Treibstoffkosten zu erstatten, obwohl bei Nichtantritt des Fluges keinerlei Kerosin verbraucht wurde.

    • Ticketpreis:

      Unter Umständen können sich Reisende, die ihren Flug stornieren, bis zu 95 Prozent des Flugpreises erstatten lassen. Laut einem Urteil des Landgerichts Frankfurt (6. Juni 2014, Az. 2-24 S 152/13, 24 S 152/13) muss die Fluggesellschaft konkret nachweisen, dass der Sitzplatz nicht weiterverkauft werden konnte. Allerdings ist dieser Umstand juristisch umstritten. So hatte der Bundesgerichtshof (BGH, Urteil vom 20. März 2018, Az. X ZR 25/17) bei einer entsprechenden Klage der Airline Recht gegeben. CHECK24 ist als Ticketvermittler an die Tarifbestimmungen der Airlines gebunden. Etwaige Differenzen bei der Rückerstattung müssen Kundinnen und Kunden bei der Airline direkt geltend machen.

    • Stornozuschläge:

      Die Airline darf laut Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (Beschluss vom 21. April 2016, Az. I ZR 220/14) keinerlei zusätzliche Gebühren für die Stornierung eines Flugs verlangen. Airlines verweisen jedoch häufig auf ein Urteil des EU-Gerichtshofs (Urteil vom 6. Juli 2017 Az. C-290/16), wonach die Praxis von Stornogebühren nicht generell verboten sei. Der BHG müsse unter Berücksichtigung dieses Urteils erneut entscheiden.

    Wann gilt EU-Verordnung?

    Die EU-Verordnung 261/2004 gilt auf allen Flügen, die an einem EU-Airport starten. Dies gilt auch für Anschlussflüge außerhalb der EU, wenn diese Teil einer einzigen Buchung waren (vgl. EuGH, 31.05.2018 AZ. C-537/17). Sofern die durchführende Fluggesellschaft ihren Sitz innerhalb der EU hat, greift die Verordnung ebenfalls auf Verbindungen zu einem Ziel in der EU, unabhängig davon, wo sie gestartet sind.


    EU-Verordnung gilt fürEU-Verordnung gilt nicht für
    Flug mit Lufthansa von Frankfurt nach Los AngelesFlug mit American Airlines von New York nach Los Angeles
    Flug mit Turkish Airlines von München nach IstanbulFlug mit Emirates von Dubai nach Berlin
    Flug mit Delta von Paris nach San FranciscoFlug mit Delta von San Francisco nach Paris
    Flug mit Air France von San Francisco nach ParisFlug mit Air France von San Francisco nach New York
    Flug mit Turkish Airlines von Frankfurt nach Jakarta mit Umsteigen in IstanbulFlug mit Qatar Airways von Bangkok nach München mit Umsteigen in Doha

    In einem Urteil vom 4. Juli 2018 (Rechtssache C‑532/17) hat der Europäische Gerichtshof zudem entschieden, dass die Fluggesellschaft, bei der die Tickets gebucht wurden, eine Ausgleichszahlung leisten muss. Dies gilt auch, wenn eine andere Fluggesellschaft mit der Durchführung des Fluges beauftragt wurde (Wet-Lease). Ausnahme ist das sogenannte Code-Sharing, wenn Fluggesellschaft A Flüge von Partnerairline B auch unter eigener Flugnummer anbietet (zu erkennen, wenn der Flug mehrere Flugnummern hat). In solchen Fällen müssten sich Verbraucher an die Airline wenden, die den Flug tatsächlich durchgeführt hat.

    Welche Rechte gelten bei Pauschalreisen?

    Die EU-Verordnung und die daraus resultierenden Rechte gelten auch für alle Flüge im Rahmen einer Pauschalreise. Die Ansprüche müssen jedoch direkt bei der ausführenden Fluggesellschaft geltend gemacht werden. Alternativ können Pauschalreisende Mängel ihrer Flüge gemäß der sogenannten Frankfurter Tabelle beim Pauschalreise-Veranstalter geltend machen:

    • bei verzögerten Flügen über 4 Stunden kann der Reisepreis um 5 Prozent des anteiligen Tagesreisepreises für jede weitere Stunde gemindert werden
    • bei Beförderung in einer niedrigeren Buchungsklasse können die Transportkosten um 10 bis 15 Prozent gemindert werden
    • bei mangelhafter oder fehlender Verpflegung können Transportkosten um 5 Prozent gemindert werden
    • beim Fehlen der in der Flugklasse üblichen Unterhaltung (Radio, Film, etc.) können Transportkosten um 5 Prozent gemindert werden


    Wichtig
    Sie können Ihre Rechte jeweils nur einmal geltend machen. Entweder gegenüber der Airline oder gegenüber des Reiseveranstalters. Eine Kombination ist nicht möglich!

    Wie bekommt man Recht?

    Seine Ansprüche gegenüber der Airline durchzusetzen kann sehr schwierig sein, wie die große Anzahl an Gerichtsurteilen verdeutlicht. Häufig weigern sich Airlines zunächst, durchaus gerechtfertigten Forderungen nachzukommen. Da Viele jedoch die Kosten für einen privaten Rechtsbeistand scheuen, gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Anbietern, die auf genau solche Fälle spezialisiert sind. Diese übernehmen Ihren Fall und erstreiten die zustehende Entschädigung.


    Wann bekomme ich mein Geld?

    Alle Anbieter übernehmen Fälle von stark verspäteten oder annullierten Flügen oder wenn die Airline Sie trotz gültigem Ticket nicht befördern kann (z.B. wegen Überbuchung). Einige helfen auch bei der Stornierung von Flugtickets oder Pauschalreisen, bei verlorenem Gepäck, anderen Verkehrsmitteln sowie bei zusätzlichen Hotelübernachtungen.

    Während einige Anbieter direkt bei Vertragsabschluss die Entschädigung auszahlen, abzüglich einer Provision von rund einem Drittel, bekommen Kundinnen und Kunden beim klassischen Modell i.d.R. rund Dreiviertel der Entschädigung nach erfolgreicher Einigung mit der bzw. Klage gegen die Airline. 

    Welche Auszahlungsmodelle gibt es?

    Beim klassischen Modell versucht der Anbieter, die Ansprüche der Kundin oder des Kunden bei der Airline durchzusetzen. Betroffene erhalten dann erfolgsabhängig ihr Geld oder eben nicht. Beim Sofort-Auszahlungs-Modell prüft der Anbieter zunächst anhand der Flugnummer und einer entsprechenden Datenbank die Erfolgschancen und unterbreitet dem Kunden dann ein Angebot. Kundinnen oder Kunden erhalten ihr Geld dann sofort, der Fall ist für ihn damit aber abgeschlossen. Die Provision fällt hierbei i.d.R. zwar deutlich höher aus, dafür trägt das Risiko eines Scheiterns vor Gericht der Anbieter. Das Geld kann in diesem Fall nicht zurückgefordert werden. Prominentes Beispiel war die Insolvenz von Air Berlin. Wer das klassische Modell gewählt hatte, ging vermutlich leer aus bzw. musste sich in die lange Liste an Gläubigern einreihen. Beim Sofort-Modell erhielten Kundinnen und Kunden hingegen ihr Geld.



    VorteileNachteile
    Klassisches Modell
    • geringere Abgaben an den Anbieter (Provision ca. 30 %)

    x teils lange Wartezeit

    x keine Garantie auf Erfolg & Auszahlung

    Sofortauszahlung
    • sofortiges Ergebnis
    • garantierte Auszahlung binnen weniger Tage
    höhere Abgaben an den Anbieter (Provision über 40 %)
     

    alle Angaben ohne Gewähr