Joon: Neuer Billigflieger für Hipster

Low-Coster wie Easyjet oder Ryanair haben das Fliegen günstig gemacht, das Reiseerlebnis blieb jedoch häufig auf der Strecke. Das will Air France mit dem Billigflieger Joon ändern, der sich zuerst als Lifestyle-Marke und erst nachrangig als Airline versteht. Ab Dezember verbindet die Fluggesellschaft Paris mit mehreren europäischen Metropolen sowie mit Langstreckenzielen in Südamerika und im Indischen Ozean.
Von Barcelona, Berlin, Lissabon und Porto können Passagiere dann bis zu 51 Mal wöchentlich nach Paris fliegen, von wo Joon zunächst Anschlussverbindungen nach Fortaleza in Brasilien sowie Mahé auf den Seychellen bietet. Weitere Ziele sollen folgen. Ein Ticket für die Fernreise startet bei 249 Euro, ganz ähnlich wie bei der Konkurrenz von Eurowings und Co. Von denen will sich Joon jedoch deutlich absetzen und orientiert sich nach eigenen Angaben an den Erwartungen einer neuen Generation von Kunden.

Das zeigt sich bereits bei der Kabinenbesatzung, die mit Poloshirt und Sneaker eher sportliche Freizeitkleidung trägt, als klassische Uniformen. Das Onborad-Entertainment setzt auf Streaming von Serien auf dem eigenen Endgerät sowie Virtual-Reality-Brillen, statt auf Monitore und Kinofilme. Auch bei der Bewirtung folgt Joon dem Zeitgeist und bietet viel Bio-Kost an, darunter 100-prozentig organische Smoothies oder französischen Biowein. Klassisch bleibt hingegen die Unterteilung in Economy und Business Class, wobei Letztere in den Genuss kostenfreier Speisen kommt. Getränke wie Wasser, Saft, Tee oder Kaffee sind in beiden Klassen gratis.

Doch mit Joon will Air France nicht nur das Fliegen selbst zu einer ganz neuen Erfahrung machen, sondern ein modernes, zeitgemäßes Reiseerlebnis bieten. So setzt die Airline bei ihren Partnern stark auf Sharing-Dienste wie Airbnb oder Travelcar. Letzterer ermöglicht Joon-Passagieren das kostenlose Parken am Flughafen Paris Charles de Gaulle, indem der Wagen während ihrer Abwesenheit weitervermietet wird. Mittelfristig will Air France Joon mit zehn Langstreckenjets vom Typ Airbus A340 und A350 sowie mit 18 A320 oder A321 ausstatten und das Streckennetz in Europa und weltweit weiter ausbauen, um verlorene Marktanteile zurückzuerobern. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Während British Airways mit Level zu Niedirgpreisen auf die Langstrecke drängt, will ab 2018 auch die dänische Primera Air Low-Cost-Flüge nach Übersee anbieten.